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  DRUMS & SAMPLE DRUMS IM STUDIO

Grundsätzliches:

 

Das komplexeste Element eines Mixes in Rock, Pop & Metal Produktionen ist wohl die Rhythmus-Fraktion, und speziell das Schlagzeug, denn hier haben wir es, je nach Ausstattung, mit diversen verschiedenen Instrumenten in einem zu tun.

Wenn sich das Drum im Mix nicht richtig durchsetzt, weil der Klang eines Kits nicht trägt, leidet der komplette Mix des Songs extrem darunter. Egal wie gut ein Schlagzeuger sein Handwerk beherrscht, auf der Aufnahme kann sich kaum rhythmische Energie entfalten, und der Zuhörer wird schnell höllisch gelangweilt sein.

Die Ursachen für so einen Härtefall können sehr vielfältig sein. Oft gibts es das Problem, dass die Felle der Kessel eines Kits nicht gut gestimmt, oder sogar völlig runter gespielt sind weil sie bereits diverse Live -Eskapaden hinter sich haben.

Das bedeutet dass die Basis für eine gelungene Schlagzeugaufnahme in jedem Fall neue Felle und gut gestimmte Kessel sind.

Oft haben Schlagzeuger ein Problem damit ihr Set gut zu stimmen und gleichzeitig ein Problem damit das zuzugeben... Hier gilt also: Keine falsche Scham! Holt euch Hilfe von jemandem der das beherrscht! Es ist keine Schande ein so komplexes Instrument nicht selber perfekt stimmen zu können, und sagt nichts über eure Qualitäten als Schlagzeuger aus!

Jetzt sind wir an dem Punkt, wo die Studiotechnik und der Aufnahmeraum ins Spiel kommen. Selbst für sehr erfahrene Produzenten ist besonders der Drumsound immer wieder eine Herausforderung, denn kein Schlagzeug klingt wie das Andere, kein Schlagzeuger spielt wie ein anderer, und kein Instrument drückt dem Gesamtsound einer Rock- Produktion seinen Stempel mehr auf als das Schlagzeug.

Natürlich hat ein Recording Engineer gewisse Routinen die er aus seiner Erfahrung heraus anwendet damit das Corpus Delicti -best möglich- abgenommen ist. Er weiß welches Mikrofon er für welchen Kessel, für die Overheads, oder für den Raumanteil nutzt, und er weiß wie er diese positioniert und mit welchem Preamp er arbeitet.

 

Ein ebenfalls extrem wichtiger Punkt bei der Produktion eines beeindruckenden Drumsounds ist ein wirklich gut klingender Raum in dem aufgenommen wird.

Je nach Musikrichtung und Geschmack kann der Raum einen ganz wesentlichen Anteil des Drumsounds ausmachen! Man kann sagen je größer ein Drum klingen soll, desto wichtiger ist ein wirklich guter, und nicht zu kleiner Aufnahmeraum der geeignet sein muss und spezielle akustische Spezifikationen erfüllen sollte.

Auch die Beschaffenheit der Wände des Raumes sind hier für die gewünschten Reflexionen wichtig (Holz, Stein, Glas, etc)

Natürlich kann man heute in jedem Keller ein Schlagzeug aufnehmen und den Raumanteil hinterher künstlich mit Hallgeräten und Plugins zur Verarbeitung von sog. Impulsantworten dazu fahren, es ist aber einfach nicht dass Gleiche!

Jede wirklich gute/ groß klingende Schlagzeugaufnahme wurde in großartig klingenden, realen Räumen aufgenommen.

 

Missverständnis Drum-Sample Librarys

 

Aufgrund der allgemeinen finanziellen Flaute in der Musikbranche haben viele Bands kein Geld für extra Studiotage, um z.B. einfach mal 40 verschiedene Snares zu testen, so wie es Metallica damals mit Bob Rock eindrucksvoll gemacht haben, als sie sich für die schwarze LP einen LKW voll mit Snares ins Studio haben liefern lassen.

Mit Sicherheit würde das auch unserer Produktion gut tun, denn es gibt bei professionellen Aufnahmen doch nichts Unschöneres als sich mit dem erst besten Gegebenheiten zufrieden geben zu müssen.

Immerhin erwartet eine soundorientierte Band - zurecht - dass sich eine Studioproduktion deutlich von einer Proberaumaufnahme abhebt. Wofür sonst der Aufwand?

Fakt ist: Im Studio werden, besonders bei Studio - unerfahrenen Musikern, alle Sound-Karten neu gemischt! Klingt das Schlagzeug im Proberaum bei extrem hoher Lautstärke auf 8 m² noch irgendwie cool, und anscheinend fett, kann im Studio plötzlich die große Ernüchterung eintreten. "Fuck, warum klingt meine Snare im Studio, im Gegensatz zur Situation im Proberaum, so unglaublich harmlos und ohne jede Attitüde? Warum passt sie selbst bei größt- möglicher Interpretationstoleranz im Sinne künstlerischer Freiheit plötzlich einfach überhaupt nicht mehr in die Musik die wir machen??"

Da es also oft vorkommt, dass man erst  im Studio  feststellt, dass einzelne Elemente des Drumkits einfach nicht den gewünschten Sound liefern, und man auch finanziell nicht über die Mittel verfügt diese zu ersetzen, werden seit Erfindung des Schlagzeug-Triggers gerne zusätzlich Drumsample Librarys bzw. Samples zur Ergänzung benutzt. Die Finanzierung von zusätzlicher Studiozeit um selbst zu guten Ergebissen zu gelangen ist eben oft auch nicht drin.

 

Da sich bei dem Thema immer wieder alle Geister scheiden, muss man zunächst mal festhalten, dass hier in den letzten 20 Jahren extrem viel in der qualitativen Entwicklung von Drumsamples passiert ist.

Im Gegensatz zur Ära der ersten Triggersysteme, haben wir es heute fast ausnahmslos mit einer völlig anderen Liga von Librarys zu tun.

Immer wieder begegnen mir noch Leute, die glauben dass Drumsamples elektronisch kreierte Sounds sind, womit man eine Snare, eine Kick oder die Toms, etc. ersetzt, und stehen ihrem Einsatz deshalb ablehnend gegenüber. Um diesem Missverständnis mal entgegen zu wirken muss man einfach wissen dass wir, was Samples angeht, gewissermaßen derzeit in einem nie da gewesenen Eldorado leben.

Heutige Drumsample- Librarys akustischer Drums beinhalten tausende echter Aufnahmen eines Schlagzeugs. Oft von Top Produzenten aufwändig mit allen Nuancen aufgenommen, und mit teuerstem analogen Equipment in den besten Tonstudios der Welt veredelt.

Für unsere Geldbeutel meist völlig unerschwingliche Drumsets werden in best möglicher akustischer Umgebung mit alt bewährten Mikrofonen und den teuersten Preamps aufgenommen, und dann teilweise für lächerliche 30-40,-€ verkauft.

Hätte man noch vor 25 Jahren den Anspruch gehabt sein Drumset unter derartig perfekten Bedingungen aufzunehmen, wäre man ein Vermögen los geworden & viele größere Bands SIND auf diese Weise auch ein Vermögen los geworden...

 

Im Gegensatz zur Pionierzeit der ersten Trigger- Systeme basieren die heutigen Librarys auf dem Multisampling Verfahren. D.h. jedes Mal wenn der Schlagzeuger den Trigger auslöst kommt ein zufällig gesetzter neuer Sample zum Einsatz. Alle Lautstärke, und Dynamik/ Anschlagsstufen werden berücksichtigt, und man kommt deshalb einem sehr realen Spiel - und Hörgefühl verdammt nah.

Deshalb ist die Produktion einer Drumsample Library eine extrem zeitaufwändige Angelegenheit. Jeder Schlag z.B. auf eine Snare wird bis zu 10 x in 4-6 verschiedenen Anschlagstärken aufgenommen und reproduzierbar gemacht. Rimshots, Flams, mit u.ohne Teppich, Sticks oder Brushes inklusive. Alles phasenkorrigiert, versteht sich.

Im Zusammenhang mit unserer eigenen, aus genannten Gründen vielleicht nicht so perfekten Schlagzeugaufnahme, ergeben sich also fantastische Möglichkeiten unseren eigenen Drumsound günstig "teurer" und "fetter" klingen zu lassen.

 

 

Warum noch echtes Schlagzeug aufnehmen, wenn die Librarys so gut sind?

 

Auch wenn die ausschließliche Verwendung von Drum Samples mit Sicherheit in vielen Situationen ihre Berechtigung hat, bin ich der Überzeugung dass man ohne die echte Schlagzeugaufnahme auch heute noch nicht zu einem authentischen und überragenden Ergebnis kommt!

Zunächst mal ist deutlich, dass Samples von Becken nur sehr eingeschränkt nutzbar sind. Das hat mit den vielen kleinen Nuancen zu tun, die ein echter Schlagzeuger während seines Spiels gerade über die Becken einbringt. Diese Nuancen sind bis heute nur sehr rudimentär durch Samples reproduzierbar.

Dazu kommt, dass ein echtes Schlagzeug sozusagen als Einheit in der Luft schwingt und durch kleine oder größere Übersprechungen (bleed-Effekt) aller Mikrofone gleichzeitig abgenommen wird.

Natürlich gibt es bereits Librarys, in denen man die Übersprechungen einstellen kann, allerdings wurden die Samples trotzdem alle einzeln aufgenommen und das hört, und fühlt man.

Am besten kann man sich die Situation anhand einer richtig guten Schlagzeugaufnahme eines Live Konzertes vorstellen. Oft wird besonders der Drumsound auf einer Live Platte als viel druckvoller und mächtiger empfunden als er auf der CD ist.

Dieses Phänomen hat einen ganz einfachen Grund: alle Mikrofone auf der Bühne nehmen durch die Übersprechungen anteilig etwas von dem Schlagzeug auf, weil es das lauteste Instrument ist. Dazu kommt der Anteil aus den Monitorboxen und der PA, die nach draußen ins Publikum geht. Zusammen mit den Mikrofonen am Schlagzeug ergibt sich so ein extrem breiter Höreindruck.

Ein ebenfalls extrem unterschätzter Punkt ist der menschliche Faktor beim Schlagzeugspiel. Nimmt man eine stark quantisierte,also genau auf den Takt gelegte,  Mididatei und lässt die Drumsamples darüber laufen, wird man merken, dass der Beat jenseits von gut und böse ist. Obwohl alles exakt auf dem Click ist, und es rein faktisch nichts zu beanstanden gäbe, stellt man fest, dass es irgendwie keinen groove hat und seelenlos wirkt.

Jeder Schlagzeuger aus Fleisch und Blut spielt naturgegeben mit minimalen Abweichungen von der unbarmherzigen Taktvorgabe des Clicks, und genau das belebt eine Schlagzeugaufnahme, und wir empfinden sie als authentisch.

Die Hörer eurer Musik werden nicht beurteilen können, ob ihr das Schlagzeug in einem Studio aufgenommen, oder ob ihr eine Software wie Toontracks EZDrummer benutzt habt. Sie werden aber spüren, dass der Aufnahme irgendetwas fehlt. Sie werden den groove und die Seele vermissen ohne das vielleicht genau erklären zu können. Oft suchen Hörer dann nach Fehlerquellen mit denen sie das unerklärliche Phänomen zu beschreiben versuchen, wie : „Vielleicht sind die Becken zu leise, oder die Toms zu laut?“

Es gibt Bands, die kommen im Studio auch völlig ohne jeden Click aus, weil sie so aufeinander eingespielt sind dass sie sich sehr nah an die Tempovorgabe des Drummers halten können. Dieser glückliche Umstand ist allerdings nur wirklich sehr gut aufeinander eingespielten Bands vorbehalten, und so schadet es nie wenn der Drummer vor der Studiosession übt nach Click zu spielen. Für die Tage der Aufnahme sollte er den Click als seine neue Hassliebe sehen. Wenn z.B. weder die Band zeitnah auf den Trommler reagieren kann, noch der Trommler im Stande ist irgendwie halbwegs auf dem Click zu sein, wird es äußerst kritisch und ist dann nur noch mit viel Schneidearbeit des Recording Engineers auszubügeln.

 

Zu guter Letzt gibt es auch Sampleverfahren bei denen man z.B. die eigene, gut klingende Snare des Drummers sampelt. Hierbei werden von der Snare Samples in verschiedenen Räumen und mit div. Mikrofonen erstellt, um so die Möglichkeit zu haben ihr in unterschiedlichen Songs eine andere Klangfarbe zu geben.

 

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass wir moderne DrumSample Librarys auf keinen Fall verteufeln sollten, denn sie geben uns die Möglichkeit, trotz kleinem Geldbeutel, schnell einen brauchbar klingenden Drumsound zu kreieren.

Der große Nachteil ist zum einen die Austauschbarkeit (jeder andere Musiker auf diesem Planeten kann genau den gleichen Sample benutzen, und somit steht eine Menge Individualismus auf dem Spiel) , und zum anderen die teilweise noch fehlende Natürlichkeit.

Es ist wohl wie so oft im Leben: Die Kombination macht`s! Ein gut aufgenommenes Drumset kann in Verbindung mit Samples eine Aufwertung bekommen. Oft funktionieren Kombinationen z.B. aus der aufgenommenen Kick in Verbindung mit einem Sample hervorragend! Sollte es aber wirklich ans Eingemachte gehen, würde ich niemals auf ein echt eingespieltes, und gut abgenommenes Schlagzeug verzichten, und würde es ggf. mit Samples nur etwas aufpolieren.

Das gut aufgenommene, echte Schlagzeug macht also auch heute noch einen erheblichen qualitativen Unterschied!

 

Bis dann!

Dennis Mikus

Horrisonus Studio

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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